Raibler-Rauwacke
Die Raibler-Rauwacke zeigte sich beim Bau des ersten Tunnels als sehr weiches, über weite Strecken gut abbaubares Material. Die Wassereintritte nahmen aber stetig zu und erreichten bei Tunnelmeter 1 192 den Hauptwassereinbruch. Ab hier blieb die Baustelle rund 9 Monate praktisch im Stillstand und der standfeste Albulagranit konnte nur mit schwersten Stützmassnahmen erreicht werden.
Lage |
|
|
1 127.5 m ab Tunnelportal Preda |
|
|
|
|
Länge |
|
|
109 m |
|
|
|
|
Beschaffenheit |
|
|
Gelbliche, poröse Dolomiten, welche aus einer feinkörnigen Matrix mit vielen Hohlräumen besteht. Diese Hohlräume können verschiedene Lockergesteine oder Wasser enthalten, aber ebenso gut leer sein. Die Raibler-Rauwacke wird in drei gesonderte Teilbereiche gegliedert: Poröse, geklüftete Raibler-Formation Schwach verfestigte Raibler-Formation Schwimmende Raibler-Formation |
|
|
|
|
Eigenschaften |
|
|
Die wichtigsten hydrogeologischen Eigenschaften der Rauwacke sind die grosse Durchlässigkeit, das karstartige Spalten- und Hohlraumsystem, die Sammlung von Oberflächen- und unterirdischem Wasser sowie der hohe Wasserdruck (bis 5 Bar) auf Tunnelniveau. |
|
|
|
|
Störung |
|
|
Die Raibler-Rauwacke wird als Störung in sich selbst betrachtet. Das Baugrundmodell zeigt Hohlräume mit Öffnungsweiten von bis zu drei Metern, die mit Lockergesteinen und Wasser gefüllt sind. |
|
|
|
|
Gefahren |
|
|
Die grösste Gefahr geht von den starken Wassereinbrüchen von mehreren 10 Litern pro Sekunde aus den Klüften und von Einbrüche von unkonsolidiertem Material in den Tunnel aus. Eine übermässige Entwässerung innerhalb des Tunnels könnte zum Versiegen von Quellen im Gebiet des Albula führen. Ausserdem wird das Tunnelabwasser aus der Rauwacke stark schlammhaltig sein. Die aus dem Vortrieb anfallende Schlammmenge stellt für die Baustellenentwässerung eine weitere Herausforderung, da die Leitungen dadurch verstopft werden. |
Die Durchdringung der Raibler-Rauwacke stellte schon die Bauherren des Albulatunnel I um 1900 vor grosse Herausforderungen, wie der Denkschrift von Dr. Friedrich Hennings aus dem Jahr 1908 zu entnehmen ist:
«Man war in einer Strecke angelangt, in welcher die Rauhwacke durch das auslaugende Wasser jeden Zusammenhang verloren hatte, sodass die lockere Felsmasse in feinen Schlammsand zerfallen war.
In diesem schwimmenden Gebirge war nur mit sorgfältiger Betriebszimmerung vorwärts zu kommen. Die Unternehmung verlor bei dieser unfruchtbaren Arbeit immer mehr den Mut und es mussten die Arbeiten dieses Vortriebs vom 18. Oktober an durch die Bauleitungsorgane weitergeführt werden. Aber trotz tüchtiger Mannschaft und ausserordentlich mühseliger Anstrengungen war bei dem von oben und von unten zudringenden kalten Wasser der Fortschritt äusserst gering. In 2 ½ Monaten kam man nur um 6.3 m vorwärts; während 70 m3 nützlichen Aushubs gemacht wurden, mussten 1500 m3 hinausgefahren werden und als man Ende Dezember 1900 bei 1205 angelangt war, gelang es überhaut nicht mehr einen weiteren Türstock einzubringen. Der Sohlstollen war also zum Stillstand gekommen.»