Raibler-Rauwacke

Raibler-Rauwacke -

Die Raibler-Rauwacke zeigte sich beim Bau des ersten Tunnels als sehr weiches, über weite Strecken gut abbaubares Material. Die Wassereintritte nahmen aber stetig zu und erreichten bei Tunnelmeter 1 192 den Hauptwassereinbruch. Ab hier blieb die Baustelle rund 9 Monate praktisch im Stillstand und der standfeste Albulagranit konnte nur mit schwersten Stützmassnahmen erreicht werden.

Lage

 

 

1 127.5 m ab Tunnelportal Preda

 

 

 

 

Länge

 

 

109 m

 

 

 

 

Beschaffenheit

 

 

Gelbliche, poröse Dolomiten, welche aus einer feinkörnigen Matrix mit vielen Hohlräumen besteht. Diese Hohlräume können verschiedene Lockergesteine oder Wasser enthalten, aber ebenso gut leer sein. Die Raibler-Rauwacke wird in drei gesonderte Teilbereiche gegliedert:

Poröse, geklüftete Raibler-Formation
Dieser 36 Meter lange Teilbereich besteht aus verfestigten, jedoch porösen und geklüfteten Gesteinen («Zellendolomit»). Die Klüfte sind teilweise stark wasserführend. Niederbrüche und Ablösungen sind bei diesem mässig standfesten Gebirge eine stete Gefahr.

Schwach verfestigte Raibler-Formation
Dieser etwa 40 bis 50 Meter lange Abschnitt besteht aus schwach verfestigtem Gebirge, sodass der Vortrieb durch diese Zone damals nur mit Pickel durchgeführt wurde (sprengen unnötig). Das Gebirge wird aber durch vermutlich eher schmale Klüfte mit Wasser- und teilweise Schlammfüllung durchdrungen. Aufgrund der Hohlraumfüllung und der schwachen Verfestigung des Gesteins muss mit grossen Niederbrüchen gerechnet werden.

Schwimmende Raibler-Formation
Dieser 21 Meter lange Bereich wird als schwimmendes Gebirge bezeichnet. Hier dominieren sehr viele mächtige Klüfte mit wasser- und schlammgefüllten Hohlräumen und es sind nur wenige tragfähige Gesteinsrippen vorhanden. Das Gebirge verhält sich praktisch wie eine Paste. Ohne spezielle Massnahmen ist mit massiven Schlammeinbrüchen zu rechnen.

 

 

 

 

Eigenschaften

 

 

Die wichtigsten hydrogeologischen Eigenschaften der Rauwacke sind die grosse Durchlässigkeit, das karstartige Spalten- und Hohlraumsystem, die Sammlung von Oberflächen- und unterirdischem Wasser sowie der hohe Wasserdruck (bis 5 Bar) auf Tunnelniveau.

 

 

 

 

Störung

 

 

Die Raibler-Rauwacke wird als Störung in sich selbst betrachtet. Das Baugrundmodell zeigt Hohlräume mit Öffnungsweiten von bis zu drei Metern, die mit Lockergesteinen und Wasser gefüllt sind.

 

 

 

 

Gefahren

 

 

Die grösste Gefahr geht von den starken Wassereinbrüchen von mehreren 10 Litern pro Sekunde aus den Klüften und von Einbrüche von unkonsolidiertem Material in den Tunnel aus. Eine übermässige Entwässerung innerhalb des Tunnels könnte zum Versiegen von Quellen im Gebiet des Albula führen. Ausserdem wird das Tunnelabwasser aus der Rauwacke stark schlammhaltig sein.  Die aus dem Vortrieb anfallende Schlammmenge stellt für die Baustellenentwässerung eine weitere Herausforderung, da die Leitungen dadurch verstopft werden.

Die Durchdringung der Raibler-Rauwacke stellte schon die Bauherren des Albulatunnel I um 1900 vor grosse Herausforderungen, wie der Denkschrift von Dr. Friedrich Hennings aus dem Jahr 1908 zu entnehmen ist:

«Man war in einer Strecke angelangt, in welcher die Rauhwacke durch das auslaugende Wasser jeden Zusammenhang verloren hatte, sodass die lockere Felsmasse in feinen Schlammsand zerfallen war.
In diesem schwimmenden Gebirge war nur mit sorgfältiger Betriebszimmerung vorwärts zu kommen. Die Unternehmung verlor bei dieser unfruchtbaren Arbeit immer mehr den Mut und es mussten die Arbeiten dieses Vortriebs vom 18. Oktober an durch die Bauleitungsorgane weitergeführt werden. Aber trotz tüchtiger Mannschaft und ausserordentlich mühseliger Anstrengungen war bei dem von oben und von unten zudringenden kalten Wasser der Fortschritt äusserst gering. In 2 ½ Monaten kam man nur um 6.3 m vorwärts; während 70 m3 nützlichen Aushubs gemacht wurden, mussten 1500 m3 hinausgefahren werden und als man Ende Dezember 1900 bei 1205 angelangt war, gelang es überhaut nicht mehr einen weiteren Türstock einzubringen. Der Sohlstollen war also zum Stillstand gekommen.»

Mylonit

Mylonit

Die Mylonite im Albulatunnel sind relativ mächtig. Ihr Ursprungsgestein ist nicht mehr genau erkennbar. Der Mylonit war beim Bau des ersten Tunnels offenbar standfest und unproblematisch, allerdings in den ersten 15 Metern noch stärker wasserführend, danach trocken.

Der Berg

Der Berg

Damit das richtige Vortriebskonzept für den Tunnelbau gewählt werden kann, ist es wichtig, die geologischen Verhältnisse am Berg zu kennen. Um die Schichtabfolge der verschiedenen Gesteinstypen genau zu bestimmen, wurden neben der Sichtung der historischen Dokumente vom Bau des ersten Albulatunnels auch detaillierte Voruntersuchungen durchgeführt.